Ich weiß ja nicht, wie Sie das sehen, aber mir fällt eine latent zunehmende Unzufriedenheit der Auftraggeber aus Industrie und Handel mit ihren fremdvergebenen Kontraktlogistik-Lösungen bzw. ihren Kontraktlogistik-Dienstleistern auf.

Es ist häufig nicht stichhaltig zu fassen, eher ein ungutes Gefühl, eine diffuse Mischung aus (zu) hohen Kosten, immer wieder auftretenden operativen Reibungspunkten und der nicht erfüllten Erwartungshaltung des Auftraggebers. Woran liegt das? Handelt es sich um eine objektivierbare Entwicklung im Outsourcing-Markt? Und, liegt diese Entwicklung eher in der Sphäre der Dienstleister oder deren Auftraggeber?

Mein Eindruck aus meinen Beratungsprojekten ist, hier kommen derzeit viele Faktoren zusammen. Einerseits sind beide „Seiten“ einem stärkeren Optimierungsdruck ausgesetzt. Sei es durch einen gestiegenen Kostendruck, gestiegene Anforderungen an die Qualität und Performanz der Abwicklung oder die ständige und kurzfristige Adaptierbarkeit der bestehenden Logistiklösung.

Andererseits sehe ich, dass die meisten professionellen Kontraktlogistiker keinen schlechteren Job machen als in der Vergangenheit. Vielleicht optimieren sie sich wirtschaftlich mehr als zuvor und fokussieren sich besser auf die gewinnversprechenden Outsourcing-Konstellationen.

Gleichzeitig nehme ich aber wahr, dass die Auftraggeber – sagen wir mal – „fordernder“ geworden sind: Mehr Proaktivität des Dienstleisters, mehr unternehmerisches Verhalten, mehr Innovationstrieb, mehr Flexibilität und Agilität in der Operative … Hinzu kommt ein recht regelmäßiger Wechsel der Logistik- oder Supply Chain Verantwortlichen oder deren Vorgesetzten, gepaart mit sonstigen (organisatorischen) Veränderungen in den Auftraggeber-Unternehmen. Somit kann die jeweils aktuelle Erwartungshaltung an den Dienstleistungspartner häufig deutlich von der ursprünglichen (und vertraglich vereinbarten) Ausgangslage abweichen. Meines Erachtens ist dies aber auch die „normale“ Evolution in der Geschäftsbeziehung.

Ist die wahrgenommene Unzufriedenheit dann ein Dissens zwischen Logistikvertrag und praktischer Realität? Oder eine unterschiedliche Einstellung zur Anpassungsfähigkeit der (Kontrakt-) Logistikstrukturen? Oder haben die Partner in der Alltags-Hektik den Kommunikationsstrang auf Augenhöhe verloren, mit dem man die beidseitigen Anforderungen, Möglichkeiten und Voraussetzungen offen diskutieren und Lösungen finden kann?

Das müsste man mal strukturiert untersuchen. Was meinen Sie?

Stephan Meyer